ADAM10: Ein neues Präzisionsziel für die Therapie bei Akuter Leukämie
Neue Hoffnung für Patienten mit akuter Leukämie: Forschende von Helmholtz Munich unter der Leitung von Prof. Irmela Jeremias haben mit ADAM10 ein vielversprechendes therapeutisches Ziel identifiziert, das die Behandlungsstrategien für wiederkehrende Leukämien verbessern könnte. Ihre Studie, die kürzlich in der Fachzeitschrift Molecular Cancer veröffentlicht wurde, unterstreicht das Potenzial von gegen Leukämie-Stammzellen gerichteten Therapien, die Behandlungs-Ergebnisse zu verbessern und den Weg für eine personalisierte Krebstherapie zu ebnen.
Akute Leukämien, verheerende Blutkrebsarten, stellen eine große Herausforderung dar, da sie in Bezug auf ihre klinische Präsentation, ihr genomisches Profil und ihr Ansprechen auf die Behandlung sehr heterogen sind. Insbesondere Patient:innen mit wiederkehrenden Tumoren leiden immer noch unter einer sehr schlechten Prognose. Diese Rückfälle gehen typischerweise von Leukämie-Stammzellen aus, die sich in der schützenden Nische des Knochenmarks verstecken und auf die Interaktion mit der Mikroumgebung angewiesen sind. Die Helmholtz Munich Forschungsgruppe „Apoptose in hämatopoetischen Stammzellen“ (AHS) unter der Leitung von Prof. Irmela Jeremias widmet sich der Identifizierung wirksamer therapeutischer Angriffspunkte, um neue personalisierte Behandlungsstrategien gegen diese widerstandsfähigen Leukämie-Stammzellen zu entwickeln.
In ihrer jüngsten Studie stellten die Forschenden einen neuen therapeutischen Ansatz vor, der auf Oberflächenmoleküle abzielt, die für das Überleben von Leukämie-Stammzellen entscheidend sind. Um die Situation der Patient:innen getreu nachzubilden, verwendete das Team klinisch relevante, gentechnisch veränderte Patienten-Xenograft-Modelle (PDX) für akute Leukämie, bei denen die Leukämiezellen von Patienten in Mäusen wachsen. Durch den Einsatz von CRISPR/Cas9 für genetische Knock-Out-Screens identifizierte das Team ADAM10 als ein entscheidendes Oberflächenmolekül mit einer wesentlichen, bisher unbekannten Funktion bei akuter Leukämie. Ihre präklinischen Studien zeigten, dass die Hemmung von ADAM10 – entweder auf molekularer oder pharmakologischer Ebene – die Leukämielast und die Anzahl der Krebsstammzellen in diesen Modellen deutlich reduzierte und gleichzeitig das Ansprechen der Leukämie auf herkömmliche Chemotherapie verbesserte.
„Unsere Daten legen nahe, dass ADAM10 ein vielversprechendes therapeutisches Ziel bei akuter Leukämie sein könnte. Darüber hinaus ebnen die innovativen in-vivo-Ansätze meines Labors den Weg für die Identifizierung weiterer klinisch relevanter Zielmoleküle für die personalisierte Medizin und Präzisions-Onkologie“, so Prof. Irmela Jeremias abschließend.
Original-Publikation
Bahrami et al. (2024) Combined proteomics and CRISPR‒Cas9 screens in PDX identify ADAM10 as essential for leukemia in vivo. Mol Cancer. DOI: 10.1186/s12943-023-01803-0
Über die Wissenschaftlerin
Prof. Irmela Jeremias, Leiterin der Forschungsgruppe “Apoptosis in Hematopoietic Stem Cells” bei Helmholtz Munich