CD30-Signale in B-Lymphozyten als Auslöser für chronische Entzündungen
Eine Forschungsstudie unter der Leitung von Dr. Lothar J. Strobl und Dr. Ursula Zimber-Strobl vom Institute of Lung Health and Immunity (LHI) bei Helmholtz Munich wirft ein neues Licht auf die mögliche Rolle des Rezeptorproteins CD30 bei der Regulierung von Immunreaktionen und chronischen Entzündungen. Während CD30 als diagnostischer Marker für eine Krebsart der weißen Blutkörperchen, das Hodgkin-Lymphom, schon lange bekannt ist, blieb seine physiologische Rolle bei immunologischen Prozessen weitgehend unerforscht. Jetzt weisen die Forschenden darauf hin, dass eine starke Zunahme von CD30-positiven B-Lymphozyten aktiv zur Dysregulation des Immunsystems und zu chronischen Entzündungen beiträgt, die möglicherweise die Entstehung von Krankheiten wie die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) begünstigen.
Fortschritte im Verständnis von Krankheiten, die mit chronischen Entzündungen verbunden sind
Durch die Verwendung eines speziell entwickelten Mausmodells konnte das Team die CD30-Spiegel in B-Zellen (B-Lymphozyten) kontrollieren. B-Zellen sind eine Art von weißen Blutkörperchen, die eine Schlüsselrolle im Immunsystem spielen, indem sie als Reaktion auf Krankheitserreger Antikörper produzieren. Bei älteren Mäusen mit durchweg CD30-positiven B-Zellen beobachteten die Forschenden eine deutliche Zunahme verschiedener Immunzellen, darunter B-Zellen, T-Zellen und myeloische Zellen. Zudem gab es einen bemerkenswerten Anstieg bestimmter B-Zell-Typen, die als Keimzentrums-B-Zellen und IgG1-klassengewechselte B-Zellen bekannt sind und zur Steuerung von Immunantworten beitragen. Diese stark vermehrten Immunzellen werden mit chronischen Entzündungen in Verbindung gebracht, was darauf hindeutet, dass CD30 eine bisher unterschätzte Rolle bei der Verstärkung von Immunreaktionen spielen könnte.
„Diese Studie liefert wertvolle Einblicke in unser Verständnis von Erkrankungen mit Beteiligung des Immunsystems, bei denen chronische Entzündungen ein Schlüsselfaktor sind“, so Lothar J. Strobl, Leiter der Forschungsgruppe „B Cell Development and Activation“ am LHI bei Helmholtz Munich und Co-Letztautor der Studie.
Auswirkungen auf die COPD-Forschung und die Entwicklung von Therapeutika
Die jüngsten Erkenntnisse des Teams werden nun auf die Erforschung der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) angewandt, einer Erkrankung von großer medizinischer und sozioökonomischer Bedeutung. Es ist bekannt, dass die chronische Aktivierung von B-Lymphozyten eine Schlüsselrolle bei der Entstehung der COPD spielt. Die Forschungsgruppe beabsichtigt, die Rolle von CD30 in diesem Zusammenhang weiter zu untersuchen, um letztlich neue, wirksamere therapeutische Strategien zur Vorbeugung und Behandlung von COPD zu finden.
Originalpublikation
Wang et al. (2024): CD30 influences germinal center B cell dynamics and the expansion of IgG1-switched B cells. Cellular and Molecular Immunology. DOI: 10.1038/s41423-024-01219-w