Helmholtz Munich bringt Expertise in millionenschweres DFG-Projekt ein
Ein neues, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit 18 Millionen Euro gefördertes Projekt beschäftigt sich damit, wie das Ubiquitin-System für Krebstherapien genutzt werden kann. Während die Technische Universität München (TUM) die Leitung der auf vier Jahre angesetzten Forschungsarbeiten übernimmt, ist Helmholtz Munich mit seiner Expertise in den Bereichen Lungenkrebsmodelle und Drug Screening intensiv beteiligt.
Transregio UbiQancer
Die Sonderforschungsbereiche der DFG zählen zu den bedeutendsten Forschungsförderungsprogrammen in Deutschland. Sie unterstützen ehrgeizige, interdisziplinäre und langfristig angelegte Forschungsvorhaben, die zunächst für vier Jahre bewilligt werden. Ein Sonderforschungsbereich Transregio (SFB/TRR) zeichnet sich durch die überregionale Zusammenarbeit der beteiligten Partnereinrichtungen aus. Der Transregio UbiQancer (387) wird ab Oktober 2024 das Ubiquitin-System und seine Rolle bei Krebserkrankungen untersuchen. Neben der TUM sind die Julius-Maximilians-Universität Würzburg und die Goethe-Universität Frankfurt Mitantragsteller der DFG-Förderung. Als Partner sind Helmholtz Munich, die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, die Johannes-Gutenberg-Universität Mainz und das Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried bei München beteiligt.
Krebs und Ubiquitin
Krebs kann als eine Störung der Zellfunktionen beschrieben werden, die durch Veränderungen in der Interaktion zwischen Proteinen im Körper entsteht. Ein wesentlicher Faktor für diese Interaktionen und damit für die Zellfunktion ist das Ubiquitin-System. Das Molekül Ubiquitin beeinflusst beispielsweise die Funktion und den Abbau von Proteinen. Diese Prozesse werden im menschlichen Körper durch etwa 1000 verschiedene Gene reguliert. Veränderungen in Ubiquitin-abhängigen Prozessen können zu Krebserkrankungen führen, doch sind diese Prozesse bislang noch nicht ausreichend verstanden. Im Transregio UbiQancer soll ein besseres Verständnis der Rolle des Ubiquitin-Systems bei Krebserkrankungen zu neuen Ansätzen für die Behandlung verschiedener Tumorarten führen.
Helmholtz Munich Expertise
Auch Forschende des Instituts für Lungengesundheit und Immunologie bei Helmholtz Munich bringen ihre Expertise ein. Lungenkrebs zeichnet sich durch eine hohe Anzahl an Mutationen aus, was die Behandlung erschwert. Um neue Therapien zu entwickeln, benötigen Wissenschaftler:innen patientennahe Modelle. Die Forschungsgruppe von Prof. Markus Diefenbacher stellt hochmoderne Technologien bereit, darunter Adeno-assoziierte Viren für die Genlieferung sowie somatisch entwickelte und genetisch maßgeschneiderte präklinische Modellsysteme. In Zusammenarbeit mit Klinikmitarbeitenden des LMU-Klinikums und von Asklepios spielen patientenbasierte Organoid-Modelle sowie in vivo und ex vivo Modelle eine zentrale Rolle. So kann das Konsortium innovative Therapieansätze bereits in einem frühen Stadium testen.
Dr. Kamyar Hadian und seine Forschungsgruppe bei Helmholtz Munich sind auf die Identifizierung neuer Wirkstoffe spezialisiert. Ihre umfangreiche Erfahrung mit biochemischen Hochdurchsatz-Methoden und zellulären High-Content-Screenings soll nun auch dem Transregio UbiQancer zugutekommen. Sein Team ist deshalb Teil der „Drug/Probe Discovery Platform“, in der die Wissenschaftler:innen neue Hemmstoffe (Inhibitoren) für vielversprechende Projekte des Konsortiums entwickeln. Prof. Dr. Oliver Plettenburg bringt dabei seine langjährige Expertise in der modernen Wirkstoff-Optimierung ein, und Dr. Popowicz ergänzt die Plattform durch seine Erfahrung in der Entwicklung hochinnovativer, computergestützter und strukturbasierter Wirkstoff-Forschung. UbiQancer hat somit Zugriff auf eine moderne, hochentwickelte Plattform zur Wirkstoffentdeckung. Darüber hinaus wird Dr. Hadian gemeinsam mit Prof. Florian Bassermann von der TUM, dem Sprecher von UbiQancer, an einem Projekt zur Entwicklung neuer Behandlungen für die Krebserkrankung Multiples Myelom arbeiten.