Hitze - Wenn hohe Temperaturen die Gesundheit beeinträchtigen
Angetrieben durch den Klimawandel werden Hitzeperioden in Deutschland zunehmend häufiger und länger. Besonders für ältere Menschen und Kinder sowie für Menschen mit Vorerkrankungen kann extreme Hitze ein Gesundheitsrisiko darstellen.
Angetrieben durch den Klimawandel werden Hitzeperioden in Deutschland zunehmend häufiger und länger. Besonders für ältere Menschen und Kinder sowie für Menschen mit Vorerkrankungen kann extreme Hitze ein Gesundheitsrisiko darstellen.
2023 lag die Temperatur im Mittel 2,3 Grad Celsius über der mittleren Temperatur während der Vergleichsperiode von 1961 bis 1990, so der Deutsche Wetterdienst.
Diese Entwicklungen haben auch Einfluss auf unsere Gesundheit: Die Weltgesundheitsorgantisation (WHO) bezeichnet die Klimakrise als "die größte Gesundheitsbedrohung der Menschheit."
Für Menschen mit Vorerkrankungen kann die Hitze schnell zum Gesundheitsproblem werden. Auch Menschen über 65 Jahre, Pflegebedürftige, Säuglinge und Kleinkinder sowie Berufstätige, die im Freien arbeiten, gehören zur Risikogruppe.
Hitze bei Diabetes
Bei Menschen mit Diabetes lässt das Durstgefühl bei Hitze häufig nach, was zu Flüssigkeitsmangel und dadurch zu erhöhten Blutzuckerwerten führen kann. Die Störung des Flüssigkeitshaushaltes kann Stoffwechselentgleisungen nach sich ziehen und die gesundheitliche Situation weiter verschlechtern. Auch die Anpassungsfähigkeit an die Hitze kann für Menschen mit Diabetes schwieriger sein.
Video: Wie der menschliche Körper auf Hitze reagiert
Oftmals reagieren Betroffene langsamer und schwächer auf die Hitze. Daher ist es besonders wichtig, genügend zu trinken, den Blutzucker häufig zu kontrollieren und sich entsprechend zu kühlen. Die physiologische Hitzeanpassung kann durch eine Erkrankung wie Typ-2 Diabetes gestört sein und nur eingeschränkt funktionieren: Die Ursache dafür ist eine herabgesetzte Aktivität sympathischer Nervenbahnen, die die Schweißdrüsen und Blutgefäße regulieren. Zusätzlich zur peripheren Nervenschädigung kann auch starkes Übergewicht (Adipositas) die Hitzeanpassung verschlechtern.
Umgang mit Hitze für Menschen mit Diabetes
Video: 6 Tipps bei Hitze für Menschen mit Diabetes
"Man spricht bei Hitze auch vom 'stillen Killer'."
Dr. Alexandra Schneider, Leiterin der Forschungsgruppe Umweltrisiken am Institut für Epidemiologie bei Helmholtz Munich
Effekte von Hitze und Klimawandel auf den Körper
Podcast: Dr. Alexandra Schneider über Auswirkungen von Hitze und des Klimawandels auf den menschlichen Körper.
Macht uns die Umwelt krank?
Podcast: Prof. Dr. Annette Peters, Direktorin des Instituts für Epidemiologie bei Helmholtz Munich über Umweltfaktoren und deren Einfluss auf unsere Gesundheit.
Hitze bei Allergie
Für Menschen, welche unter allergischem Asthma leiden, haben die Hitzewellen ganz andere Auswirkungen. Zwar sind sie nicht im speziellen von den hohen Temperaturen betroffen, doch verlängert der generelle Anstieg der Temperaturen den Pollenflug über große Teile des Jahres. Bereits heute spüren Betroffene deutlich früher und später im Jahr noch den Pollenflug, Forschende befürchten, dass es schon in wenigen Jahren ganzjährig Pollenflug geben könnte.
Menschen mit Neurodermitis berichten außerdem von besonders schlimmem Juckreiz an atopischen Ekzemen während Hitzewellen. Da das atopische Ekzem auch als Einfallstor für weitere allergische Erkrankungen gilt, sind die Folgen schwer abschätzbar.
Mehr Informationen zum Thema Hitze bei Allergien findest du beim Allergieinformationsdienst
Hitze bei Lungenerkrankungen
Die meisten bakteriellen Lungenerkrankungen werden heutzutage mit Antibiotika behandelt. Studien konnten zeigen, dass mit einem Anstieg der Durchschnittstemperatur auch der Verbrauch an Antibiotika ansteigt. Woran das liegt:
Die Veränderungen der Wetterbedingungen wie Hitze, Luftfeuchtigkeit und Niederschläge begünstigen die Vermehrung von Bakterien. Zudem gibt es immer mehr Bakterien, welche gegenüber Antibiotika resistent sind. Dazu zählt zum Beispiel Klebsiella pneumoniae – ein Erreger der Lungenentzündung. Dies ist insbesondere kritisch, da es heutzutage noch keine ausreichenden Alternativen zu Antibiotika gibt.
„Mehr Hitzetage im Jahr haben auch Folgen für Menschen mit Atemwegserkrankungen. Vor allem, wenn die hohen Temperaturen mit erhöhter Luftverschmutzung, höheren Ozonwerten oder noch mehr Allergenen in der Luft einhergehen. Das reizt die Atemwege und macht das Atmen schwerer. Patienten mit Bronchitis, Asthma, COPD oder Lungenfibrose können dann unter noch größerer Atemnot leiden oder unter hitzebedingter Hyperventilation mit Einfluss auch auf das Herz-Kreislauf-System. Studien zeigen ein erhöhtes Sterberisiko während Hitzewellen bei COPD-Patienten von bis zu 43 %, mit einer täglichen zusätzlichen Morbidität zwischen 1 und 9 %. Das hat Folgen auch für unser Gesundheitssystem, denn diese Patienten während Hitzewellen vermehrt in Arztpraxen und Krankenhäusern behandelt werden müssen.“
Dr. Önder Yildirim, Direktor des Instituts für Lungengesundheit und Immunität und des CPC-M, Helmholtz Munich
Weitere Informationen zu Lungenerkrankungen findest du beim Lungeninformationsdienst
Wie unsere Ernährung den Klimawandel beeinflussen kann
Der Mensch treibt den Klimawandel voran und verstärkt die Effekte durch Abgase wie CO2 und Methan, aber auch durch Einschränkung der Natur und schlechtes Ressourcenmanagement.
Ein großer Faktor ist auch unsere Ernährung. Forschende haben daher eine Ernährungsform entwickelt, bei der insbesondere die Umweltverträglichkeit im Vordergrund steht. Bei der „Planetary Health Diet“ wird versucht, sich ausgewogen und umweltgerecht zu ernähren. So sollen Treibhausgasausstoß und Wasserverbrauch vermindert werden.
Doch es gibt noch viele weitere Möglichkeiten etwas fürs Klima zu tun. Wie Sie beim Einkaufen auf regionale und saisonale Produkte achten können, sowie weitere Tipps und Tricks rund um den Klimawandel finden Sie auf Gesundheitsplattform für Kinder und Jugendliche clever.gesund
Wie schütze ich mich
Um sich vor Hitzewellen schützen zu können, ist es insbesondere wichtig, eine Hitzewelle früh zu erkennen. Der Deutsche Wetterdienst stellt daher Hitzekarten zur Verfügung und warnt vor hohen Temperaturen (https://www.hitzewarnungen.de/index.jsp). Tipps, um sich vor Hitze zu schützen:
- Erledigen Sie Besorgungen möglichst in den Morgen- oder Abendstunden, wenn es kühler ist
- Lüften Sie die Wohnung nur, wenn es draußen kälter ist als drinnen
- Trinken Sie ausreichend, am besten Wasser oder ungesüßten Tee
- Essen Sie mehrfach am Tag kleinere Portionen und achten Sie darauf leichte Kost zu essen, um den Körper mit der Verdauung nicht zusätzlich zu belasten
- Klären Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin die Hitzeverträglichkeit Ihrer Medikamente
- Schützen Sie sich vor direkter Sonne, benutzen Sie gegebenenfalls einen Schirm, wenn Sie das Haus verlassen
- Achten Sie auf sich und andere. Nehmen Sie plötzlich auftretende Symptome wie Übelkeit, Kopfschmerzen und Schwindel ernst und konsultieren Sie gegebenenfalls einen Arzt oder eine Ärztin
Letzte Aktualisierung: Mai 2024