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Prof. Dr. Annette Peters
Helmholtz Munich | Matthias Tung

Schon gewusst? Hitze und Gesundheit: Langzeitgesundheitsstudien zeigen Fakten

Wissenswertes über Gesundheitsschutz bei Hitze:
Interview mit Prof. Annette Peters, Direktorin des Instituts für Epidemiologie bei Hemholtz Munich. 

Wissenswertes über Gesundheitsschutz bei Hitze:
Interview mit Prof. Annette Peters, Direktorin des Instituts für Epidemiologie bei Hemholtz Munich. 

"Den Klimawandel stoppen und Luftqualität verbessern: Das sind in Europa  entscheidende Maßnahmen, die Hand in Hand gehen und die öffentliche Gesundheit von der Geburt bis ins hohe Alter heute und in den kommenden Jahrzehnten verbessern werden."


Prof. Annette Peters, Direktorin des Instituts für Epidemiologie, Helmholtz Munich

Prof. Annette Peters sieht es als ihre Pflicht an, Zusammenhänge zwischen Umweltfaktoren und Gesundheit durch den Klimawandel aufzuzeigen und Entscheidungsträger zu beraten, um die Gesundheit zukünftiger Generationen zu erhalten.

Wie beeinflussen steigende Temperaturen unsere Gesundheit?

AP: Steigende Temperaturen führen zu heißeren Tagen und Nächten. Jeder kann Unbehagen verspüren, schlechter schlafen und körperliche und psychische Auswirkungen haben. Aber Risikogruppen können wirklich schwerwiegende Gesundheitsfolgen spüren: Hitze löst Herzinfarkte und Schlaganfälle aus und erhöht das Risiko für kardiovaskuläre und respiratorische Sterblichkeit.

Steigende Temperaturen verändern die Ökosysteme. Allergische Pflanzen können früher und länger blühen, was sich auf Menschen mit Allergien, insbesondere Heuschnupfen, auswirkt. 

Ein weiterer Aspekt sind tropische Krankheiten: Wärmere Temperaturen ermöglichen es Tieren aus wärmeren Regionen, sich hier anzusiedeln - darunter auch Insekten, die zum Beispiel Malaria oder Dengue-Fieber übertragen. 

Steigende Temperaturen erhöhen das Risiko von Waldbränden, die feine Partikel Luftverschmutzung freisetzen und die Bildung von sekundären Luftschadstoffen wie Ozon fördern. Luftverschmutzung in Kombination mit Hitze erhöht gemeinsam das Risiko für kardiovaskuläre und respiratorische Sterblichkeit.

Was ist die Stärke von Langzeitgesundheitsstudien?

AP: Die Stärke von Langzeitgesundheitsstudien liegt darin, dass sie anhand von Daten zeigen, wie Umweltveränderungen, mit kurzfristigen Schwankungen, aber langfristigen Trends, die Gesundheit beeinflussen. 
Was die Hitze betrifft, so gibt es eindeutige und wissenschaftlich nachweisbare Beweise dafür, dass die Hitze seit der Jahrhundertwende die Gesundheit beeinträchtigt und dieses Phänomen durch den Klimawandel noch zunimmt - und das, obwohl Deutschland ein gemäßigtes Klima hat. 

Was ist eine Kohortenstudie?

Bei einer Kohortenstudie werden bestimmte Personengruppen über einen längeren Zeitraum hinweg beobachtet. Ziel einer Kohortenstudie ist es, die Entwicklung von Krankheiten über einen Zeitverlauf zu beobachten und die Rolle von Risiko- und Schutzfaktoren zu bestimmen, die für das Auftreten und Fortschreiten von Krankheiten verantwortlich sind.
Kohortenstudien fördern dadurch die Früherkennung von Krankheiten und ermöglichen neue und bessere Präventions- und Therapiemöglichkeiten.  

Wie können wir den Gesundheitsschutz gegen Hitze verbessern?

AP: 

  1. Hitzeaktionspläne bieten lokale institutionelle Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung.
  2. Individuelle Maßnahmen wie Trinkwasser, Kühlung der Wohnräume, angemessene Kleidung und Vermeidung von körperlicher Aktivität bei Höchsttemperaturen unterstützen die Anpassung von gefährdeten Bevölkerungsgruppen wie kleinen Kindern, Personen mit chronischen Krankheiten und älteren Menschen.
  3. Änderungen im Energieverbrauch, weniger Kohlenstoffdioxid bei der Energieproduktion freizusetzen – beispielsweise durch die Nutzung erneuerbarer Energiequellen wie Wind- oder Solarenergie –, Reduzierung der Luftverschmutzung und Maßnahmen zur Verringerung von Hitzeinseln: Zusammen wird so die Belastung durch Hitze und Luftverschmutzung für die Gesundheit mit sofort und mittelfristig verringert.

KORA und NAKO: Schatzkammer der Wissenschaft

Die Gesundheitsstudien KORA und NAKO ermöglichen langfristige Aussagen über die Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit. In diesen Studien haben Wissenschaftler seit Mitte der 1980er Jahre Daten zur kardiovaskulären Gesundheit von 18.000 Frauen und Männern erfasst. Die Daten zeigen, dass die negativen Auswirkungen von Feinstaub zunehmen, wenn die Außentemperatur steigt. Im Rahmen der NAKO-Gesundheitsstudie haben Wissenschaftler in ganz Deutschland seit 2014 Gesundheitsdaten von 205.000 Menschen gesammelt und Blut- und Urinproben im Helmholtz-München-Biorepositorium bei Temperaturen von minus 80 bis minus 180 Grad Celsius eingefroren – eine Schatzkammer an Daten. Durch diese Daten war es beispielsweise möglich, klar nachzuweisen, dass Allergien heutzutage häufiger auftreten und früher im Leben beginnen.

Prof. Annette Peters hat Pionierarbeit geleistet bei der Identifizierung des Zusammenhangs zwischen Umgebungspartikeln und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Mit groß angelegten prospektiven populationsbasierten Kohortenstudien untersucht sie, wie genetische, Umwelt- und Verhaltensrisikofaktoren gemeinsam Gesundheit und Krankheit beeinflussen. Ihre Ausbildung in Epidemiologie, Biologie und Mathematik ermöglicht einen interdisziplinären Ansatz von der Umweltgesundheit bis zur molekularen Epidemiologie.

Letzte Aktualisierung: Juni 2024

Mehr zu Prof. Annette Peters und ihre Forschung

Prof. Annette Peters ist Direktorin des Instituts für Epidemiologie, Helmholtz Munich.

Kontakt: annette.peters@helmholtz-munich.de   Profil: Prof. Annette Peters

 

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