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Sport gegen Diabetes und Adipositas

Featured Publication, IDM,

Hilft Bewegung gegen Diabetes und Adipositas? Dieser Frage sind Forscher:innen von Helmholtz Munich und des DZD um PD Dr. Stephanie Kullmann in einer klinischen Studie nachgegangen. Die Ergebnisse zeigen, dass bereits acht Wochen Sport helfen können, die Insulin-Empfindlichkeit des Gehirns bei Erwachsenen mit Übergewicht und Adipositas wiederherzustellen. Das eröffnet neue therapeutische Möglichkeiten, künftig Adipositas und Diabetes-Risikofaktoren zu reduzieren.

 

Insulin spielt eine zentrale Rolle bei Diabetes Typ 2 und Adipositas. Bei diesen Erkrankungen werden die Körperzellen resistent gegen das Hormon aus der Bauchspeicheldrüse. Letztere muss immer mehr Insulin produzieren, um den Zuckerstoffwechsel aufrechtzuerhalten und den Blutzuckerspiegel zu senken. Irgendwann kommt die Bauchspeicheldrüse an ihre Leistungsgrenze und kann nicht mehr genügend Insulin herstellen: Es entwickelt sich eine Insulin-Resistenz.

Auch das Gehirn spielt eine entscheidende Rolle bei der Insulin-Resistenz: Reagiert das Gehirn nicht mehr auf Insulin, wirkt sich dies auf Regionen im Gehirn aus, die u.a. für das Empfinden von Hunger, Sättigung sowie für das Zusammenwirken von Motivation, Belohnung, Emotionen und Bewegungsverhalten zuständig sind. Die Folgen: Ein negativer Einfluss auf den Stoffwechsel im Körper, die Regulation des Essverhaltens und das Körpergewicht.

Bewegung verbessert die Insulin-Sensitivität im Gehirn

Bislang gibt es keine etablierte Therapie, um die Insulin-Empfindlichkeit im Gehirn wiederherzustellen. Forscher:innen um PD Dr. Stephanie Kullmann, die am Institut für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen (IDM) bei Helmholtz Munich, an der Universität Tübingen und der Abteilung für Diabetologie und Endokrinologie des Universitätsklinikums Tübingen arbeitet, haben nun in einer klinischen Studie untersucht, ob Bewegung die Insulin-Empfindlichkeit im Gehirn verbessern kann und wie sich die Veränderungen auf den Stoffwechsel und das Verhalten auswirken. Die Studie ist jetzt in JCI Insight erschienen.

Das Ergebnis der Studie zeigt: Ausdauersport verbessert die Wirkung des Insulins im Gehirn auf das Niveau einer Person mit gesundem Gewicht und steht im Zusammenhang mit einem verbesserten Stoffwechsel, einer Abnahme des Hungergefühls und einer Reduktion des ungesunden Bauchfetts. Und das in nur acht Wochen Trainingsprogramm.

Die Studie deutet darauf hin, dass die Insulin-Resistenz im Gehirn möglicherweise umkehrbar ist. Diese Erkenntnisse könnten neue Ansatzpunkte für Therapien gegen Adipositas und Diabetes eröffnen. Um zu überprüfen, ob die Verbesserung der Insulin-Sensitivität des Gehirns bei Menschen mit Typ 2 Diabetes tatsächlich positive Auswirkungen auf den Stoffwechsel hat, sind noch weitere Studien geplant.

Original-Publikation:

Kullmann et al.: Exercise restores brain insulin sensitivity in sedentary adults who are overweight and obese. JCI Insight. 2022;7(18):e161498. https://doi.org/10.1172/jci.insight.161498

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