(Long) COVID, Wirksamkeit der Impfung und Immunantwort: Europäisches Forschungsprojekt ORCHESTRA findet Antworten
Die SARS-CoV-2-Pandemie hat die öffentliche Gesundheit weltweit in Frage gestellt. Das europäische Projekt ORCHESTRA – Connecting European Cohorts to Increase Common and Effective Response to SARS-CoV-2 Pandemic – wurde im Dezember 2020 ins Leben gerufen, um europäisches Wissen und Ressourcen zu vereinen und medizinische Antworten auf die dringendsten Fragen der Krise zu finden. Mit 37 Partnern aus 15 Ländern, die eng zusammenarbeiten, hat sich ORCHESTRA zu einem nachhaltigen multinationalen Netzwerk entwickelt. Helmholtz Munich ist einer der Partner und unterstützt das Projekt mit Expertise in Epigenetik und Bioinformatik.
ORCHESTRA ist Teil von HORIZON2020, dem Innovations- und Förderprogramm der EU, und wurde mit dem Ziel gestartet, ein klares Verständnis der klinischen Ausprägung der SARS-CoV-2-Pandemie zu schaffen – und Empfehlungen für künftige Gesundheitskrisen zu liefern. Als groß angelegtes Kohorten-Forschungsprojekt vereint es die Patientendaten der beteiligten Partner. Von Beginn des Projektes an war eines der Hauptziele die Beobachtung von Langzeitsymptomen der Krankheiten – lange bevor der Begriff „Long COVID“ bekannt war – ganz zu schweigen von den gesellschaftlichen Auswirkungen. „Das ORCHESTRA-Projekt“ – unterstreicht Prof. Evelina Tacconelli, Direktorin der Abteilung für Infektionskrankheiten an der Universität Verona – „umfasst nun, zwei Jahre nach Beginn der Arbeiten, mehr als 60 historische und prospektive Kohorten mit insgesamt mehr als einer Million Personen aus 15 Ländern. Dank der Arbeit und der Zusammenarbeit zahlreicher Arbeitsgruppen sind wir nun in der Lage, die Bedeutung von Long COVID besser zu verstehen, bei dem es sich nicht um eine einzelne Krankheit handelt, sondern leider um mehrere Krankheiten.“
ORCHESTRA konzentriert sich stark auf die Erforschung der immunologischen Aspekte von SARS-CoV-2-Infektionen, und es wurden mehrere wichtige Erkenntnisse gewonnen. Eine davon ist, dass frühere Infektionen eine wichtige Rolle bei der Bestimmung des Antikörperspiegels zu spielen scheinen. Eine weitere Erkenntnis ist, dass immunologische Reaktionen die Mutationen von SARS-CoV-2 beeinflussen – antivirale Medikamente können sogar Spike-Mutationen des Virus verursachen. Das Verständnis der Immunreaktion bei Antikörpern gegen SARS-CoV-2 hat das Potenzial, die Wirksamkeit der Impfung zu verbessern und insbesondere die gefährdete Bevölkerung besser zu schützen.
Helmholtz Munich Forscher:innen sind in ORCHESTRA in zwei Funktionen vertreten. Die Gruppe von Annette Peters, Direktorin des Instituts für Epidemiologie (EPI) bei Helmholtz Munich, erforscht epigenetische Veränderungen, die im Verlauf einer Infektion mit SARS-CoV-2 auftreten. Die Wissenschaftler:innen um Jan Hasenauer, Forschungsgruppenleiter am Institut für Computational Biology (ICB) bei Helmholtz Munich, arbeiten an statistischen Analysen der Daten verschiedener Projektpartner. Dazu nutzen sie neue Ansätze wie das „federated learning“, eine Technik des maschinellen Lernens.
Die ersten Ergebnisse und die nächsten Schritte im Projekt wurden kürzlich auf der jährlichen Projektkonferenz in Verona am 21. und 22. November 2022 vorgestellt. Mehr als 150 Forscher:innen und Expert:innen aus Europa und darüber hinaus, sowie Vertreter der Europäischen Kommission (EC), des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle übertragbarer Krankheiten (ECDC) und der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) nahmen an dem Partnertreffen teil.
Original-Pressemitteilung: https://orchestra-cohort.eu/press-releases/long-covid-vaccination-efficacy-and-immune-response-answers-presented-at-orchestra-partner-meeting-in-verona/
Weitere Information finden Sie unter: www.orchestra-cohort.eu