Helmholtz Munich zu Gast im Bundestag: Durchbrüche bei den Volkskrankheiten Adipositas und Diabetes
In der 2. Helmholtz Munich Expert Hour trafen sich am 10. April 2024 erneut Vertreter:innen aus Politik und Wissenschaft, um über drängende Gesundheitsthemen zu diskutieren und sich über die neuesten Entwicklungen in der Forschung zu informieren. Im Paul-Löbe-Haus in Berlin wurde das Thema: „Wann wird Diabetes heilbar? Durchbrüche bei Adipositas und Diabetes“ eingehend erörtert.
Diabetes und starkes Übergewicht sind stark unterschätzte Volkskrankheiten: Mehr als zwei Drittel der Erwachsenen in Deutschland sind übergewichtig, ein Viertel leidet sogar an extremem Übergewicht, der sogenannten Adipositas. Dies kann zu einer Vielzahl an Folgeerkrankungen führen, darunter Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs. Besorgniserregend ist besonders, dass jedes sechste Kind übergewichtig oder adipös ist. Damit stellen Diabetes und Adipositas eine massive Belastung für das deutsche Gesundheitswesen dar.
Die herausragende Grundlagenforschung von Helmholtz Munich leistet einen wichtigen Beitrag, diese Volkskrankheiten in den Griff zu bekommen. So wird an wirksamen Therapieansätzen für Adipositas und Diabetes geforscht, sogar eine mögliche Heilung ist in greifbarer Nähe, durch Zellersatz- und Regenerationstherapie.
Die neuen Ansätze wurden auf der Veranstaltung vorgestellt:
Prof. Dr. Matthias H. Tschöp, Vizepräsident von Helmholtz Health und CEO von Helmholtz Munich, präsentierte bahnbrechende Innovationen im Kampf gegen Übergewicht und Diabetes und klärte über den aktuellen Trend zur „Abnehm-Spritze“ auf. Er ist überzeugt: “Diese neue Wirkstoffklasse der Polyagonisten ist ein Game-Changer – damit haben wir erstmalig die Gelegenheit, Übergewicht und insbesondere Adipositas zu besiegen. Es muss allen klar sein, dass solche Durchbrüche nur durch jahrzehntelange intensive Forschungsarbeit möglich sind.”
Prof. Dr. Heiko Lickert, Direktor des Institutes für Diabetes und Regenerationsforschung bei Helmholtz Munich, erklärte die Fortschritte von Zellersatz- und Regenerationstherapie. „In Zukunft werden wir die Ursachen von Typ 1 und 2 Diabetes behandeln können“, sagte Lickert, der kürzlich dazu ein Start Up gegründet hat. Er zeigte auf, wie wichtig es ist, mehr in Gründungen zu investieren. „Neue Förderinstrumente könnten die Investitionen in die Grundlagenforschung und die Verwertung am Standort sichern“, meinte Lickert.
Prof. Dr. med. Antje Körner berichtete aus der Klinik. Die Leiterin des Bereichs Metabolismus am Helmholtz-Institut für Metabolismus-, Adipositas- und Gefäßforschung erklärte die Bedeutung der Früherkennung und Behandlung von Übergewicht bei Kindern. „Viele chronische Erkrankungen haben ihre Wurzeln in der Kindheit. Doch genau Kinder und Jugendliche nehmen zu wenig am wissenschaftlichen und medizinischen Fortschritt teil. Deshalb ist es wichtig, Kinder von Anfang an in den Forschungsprogrammen zu berücksichtigen. Ebenso ist eine institutionalisierte pädiatrische Forschung mit Flexibilität und Freiheit in Förderinstrumenten für die Zukunft unabdingbar“, so Körner.
Die Veranstaltung endete mit einer lebhaften Diskussion darüber, wie Forschungsergebnisse schneller und effizienter in die Anwendung bei den Patient:innen ankommen können, welche politischen Rahmenbedingungen dafür notwendig und welche Hürden abzubauen sind. Zudem ging es auch um den langfristigen Invest in die Grundlagenforschung am Standort Deutschland. Es wurde deutlich, dass ein gemeinsames Engagement und die enge Zusammenarbeit aller Akteure entscheidend sind, um den Kampf gegen Adipositas und Diabetes erfolgreich zu führen.
Matthias Tschöp appellierte an die Politik: “Ein weiterhin verlässliches und langfristiges Commitment für die Finanzierung von Spitzenforschung ist essenziell. Wer daran sparen möchte, riskiert den Forschungsstandort Deutschland.”