Interview KI und Bioengineering revolutionieren Gesundheitsprävention
Prof. Matthias Tschöp über moderne Gesundheitsforschung und Prävention.
Prof. Matthias Tschöp über moderne Gesundheitsforschung und personalisierte Prävention.
„'An apple a day'... — das reicht nicht: Moderne Prävention wird mithilfe von KI und Bioengineering erforscht und entwickelt!"
Prof. Matthias Tschöp, CEO Helmholtz Munich
Prof. Matthias Tschöp über die Expertise von Helmholtz Munich im Bereich Gesundheitsforschung: Durch neueste Technologien und der Power von Künstlicher Intelligenz und Bioengineering forschen hier Expert:innen für moderne Prävention. Das gemeinsame Ziel: Länger gesund leben mit moderner Prävention.
"An apple a day" - war lange der Claim für unser Verständnis von gesundheitlicher Prävention. Inwieweit ist das heute noch zutreffend?
MT: Klar ist, dass gute Ernährung und Sport eine solide Basis für ein gesundes Leben sind. Doch unser Wissen über Gesundheit und die Prävention von Krankheiten hat sich in den vergangenen Jahrzehnten enorm weiterentwickelt. Es gib unglaublich viele Parameter, die unsere Gesundheit beeinflussen, wie genetische Anlagen oder Umweltwelteinflüsse. Diese und deren Wechselwirkungen untereinander verstehen wir dank hochmoderner Tools, wie die der Künstlichen Intelligenz immer besser. Daraus können nun Mediziner:inne und Wissenschaftler:innen immer bessere Aussagen über das gesundheitliche Risikoprofil eines Menschen treffen und maßgeschneiderte Vorsorgemaßnahmen und Interventionen entwickeln. Damit eröffnen sich Chancen, um endlich den Übergang zu schaffen von der reinen Reparaturmedizin zur personalisierten Prävention.
Länger gesund leben mit moderner Prävention!
Wann ist ein Mensch denn eigentlich gesund und wann krank?
MT: Bevor man äußerlich sieht, dass ein Mensch krank ist, passiert im Körper schon ganz viel auf molekularer Ebene, quasi unsichtbar und unentdeckt. Um Krankheiten frühestmöglich sichtbar zu machen, forschen die besten Köpfe der Welt bei Helmholtz Munich an bahnbrechenden Verfahren für eine bessere Prävention. Sie nutzen dabei revolutionäre Technologien, wie Künstliche Intelligenz und Bioengineering – eine Kombination aus Ingenieurskunst und Biowissenschaften.
Was ist Bioengineering?
Bioengineering, ist ein interdisziplinäres Feld, das Ingenieurprinzipien mit biologischen und medizinischen Wissenschaften kombiniert. Es umfasst die Entwicklung von innovativen Technologien zur Verbesserung der Patientenversorgung und zur Förderung der Gesundheit.
Zu den Hauptbereichen des Bioengineering gehören: Biomedizinische Technik, Tissue Engineering, Genetik und Molekularbiologie, Bioprocess Engineering, Biomaterialien
Uns geht es darum, mit Zukunftstechnologien der Sensorik, Genetik und des maschinellen Lernens Früherkennung und Prävention auf einem neuen Level für alle verfügbar zu machen, zu beschleunigen und zu präzisieren. Im Idealfall wollen wir Krankheiten lange vor ihrem Ausbruch erkennen und verhindern. Damit diese Lösungen schneller zu den Patient:innen kommen, brauchen wir eine noch bessere Vernetzung mit der Universitätsmedizin und intensivere Partnerschaften mit der Industrie. In München haben wir deswegen die die M1 Munich Medicine Alliance ins Leben gerufen, eine Dachstruktur, die beide Universitätsklinika und die außeruniversitäre Forschung bei Helmholtz Munich enger verknüpft, um Synergiepotenziale freizusetzen.
„Unser Ziel ist es, Spitzentechnologien in den Bereichen Sensorik, Genetik und maschinelles Lernen zu nutzen, um Früherkennung und Prävention auf ein neues Niveau für alle zugänglich zu machen, sie zu beschleunigen und präziser zu gestalten.“
Prof. Matthias Tschöp, CEO Helmholtz Munich
Wie kann Prävention mit KI und Bioengineering in 10 Jahren aussehen?
MT: In einer Dekade kann sich die Welt verändern. Einige der Durchbrüche, die wir heute im Labor erleben, werden dann bei Patient:innen, in der Medizin und in der Gesellschaft angekommen sein. KI-Modelle und prädiktive KI werden Ärzt:innen nutzen, um Therapien und Diagnosen auf den einzelnen Menschen zuzuschneiden. Dank Methoden der Stammzellforschung und der regenerativen Medizin können wir hoffentlich bald defekte Zellen oder Organe ersetzen. Bei Helmholtz Munich forschen wir an Organ-on-Chip Modellen und personalisierten Präventionstherapien, wir entwickeln KI-gestützte Screeningmodelle und verbessern die Methoden der frühen Diagnose. Mit dieser Forschung ist die Zukunft einer gelebten und maßgeschneiderten Präventionsmedizin ist nur wenige Jahre entfernt.
Was ist prädiktive KI?
Prädiktive KI im Gesundheitsberich bezieht sich auf Künstliche Intelligenz, die dazu verwendet wird, Vorhersagen über zukünftige Ereignisse oder Ergebnisse zu treffen. Prädiktive KI nutzt Algorithmen und Modelle, um Muster in Daten zu erkennen und auf dieser Grundlage Prognosen zu erstellen.
Letzte Aktualisierung: Oktober 2024
Erfahren Sie mehr über Prof. Matthias Tschöp und seine Forschung
Prof. Matthias H. Tschöp ist seit 2018 Geschäftsführer, Sprecher der Geschäftsführung von Helmholtz Munich und Helmholtz-Vizepräsident für Gesundheitsforschung, außerdem seit 2012 "Alexander von Humboldt"-Professor an der Technischen Universität München. Seine Vision ist es, die Region München als weltweit führende Drehscheibe für biomedizinische Forschung zu positionieren, um effizient neue Lösungen für die gesundheitlichen Herausforderungen unserer sich schnell verändernden Welt zu finden. Er verwirklicht dies, indem er die Exzellenz in der biomedizinischen Grundlagenforschung fördert und deren Umsetzung in personalisierte Prävention und neue Präzisionstherapien beschleunigt.