Lancet Countdown 2024: Handlungsbedarf für den Schutz unserer Gesundheit im Klimawandel
Der globale Lancet Countdown Bericht zu Klimawandel und Gesundheit 2024 verdeutlicht, dass die negativen Auswirkungen der Klimakrise weltweit ein beispielloses Ausmaß erreicht haben – vor allem in Bezug auf unsere Gesundheit. Wissenschaftlerinnen von Helmholtz Munich waren an der Erstellung des deutschen Policy Briefs beteiligt.
Hitzeschutz im Fokus
Eine der Hauptforderungen des diesjährigen deutschen Policy Briefs ist den gesundheitlichen Hitzeschutz weiter zu stärken und die Wirkung in die Breite zu verbessern. Der Lancet Countdown Bericht zeigt, dass insbesondere gefährdete Gruppen – ältere Menschen, Schwangere, Kinder und sozial Benachteiligte – einem erhöhten Risiko durch Hitze ausgesetzt sind. Zwar gibt es bereits Maßnahmen zur Hitzeanpassung, wie nationale Hitzeaktionstage und regionale und lokale Maßnahmenpläne, dennoch bestehen weiterhin große Herausforderungen. Soziale Faktoren wie finanzielle Benachteiligung und geringe Gesundheitskompetenz erhöhen die individuelle Hitzebelastung, besonders in städtischen „Hitze-Hotspots“. Auch die Arbeitswelt ist stark betroffen: Vor allem Beschäftigte in körperlich belastenden Berufen verzeichneten im Jahr 2023 durch die Hitze einen signifikanten Verlust an Arbeitsstunden, insbesondere im Baugewerbe.
Empfehlungen aus der Wissenschaft
Die Empfehlungen der Expert:innen aus Deutschland beinhalten eine sektorenübergreifende Anpassung gesetzlicher Rahmenbedingungen, gezielte Präventionsmaßnahmen unter Berücksichtigung sozialer Faktoren und die Förderung der sogenannten „Hitzekompetenz“ in der Bevölkerung sowie bei Fachkräften in betroffenen Bereichen. Das sagen die Wissenschaftlerinnen von Helmholtz Munich:
„Die Implementierung von Frühwarnsystemen für extreme Wetterereignisse sowie die Förderung von grüner Infrastruktur in städtischen Gebieten sind besonders wichtig, um die durch hohe Temperaturen verursachten Gesundheitsrisiken zu minimieren. Es geht nicht nur darum, auf Notfälle zu reagieren, sondern präventiv Maßnahmen zu ergreifen, die die Bevölkerung vor den vorhersehbaren Folgen des Klimawandels schützen. Es geht um Menschenleben. Neuere Studien zu Hitze und Gesundheit unterstreichen, dass weiteres politisches Handeln unerlässlich ist.“
Prof. Annette Peters, Direktorin des Instituts für Epidemiologie bei Helmholtz Munich
„Es ist wichtig, die Rolle von Luftverschmutzung an Tagen mit hohen Temperaturen oder während Hitzewellen im Rahmen von Klimaanpassung zu berücksichtigen. Das gilt zum Beispiel für gesundheitsbezogene Hitzeaktionspläne, besonders wenn es darum geht, vulnerable Bevölkerungsgruppen und stark hitzebelastete Orte zu schützen.“
Dr. Alexandra Schneider, Stellvertretende Direktorin des Instituts für Epidemiologie und Leiterin der Forschungsgruppe „Umweltrisiken“ bei Helmholtz Munich
„Hitze belastet besonders vulnerable Gruppen, und die Auswirkungen variieren je nach sozialem Kontext. Um diese Ungleichheiten abzumildern, sind gezielte Maßnahmen nötig, die sowohl die spezifischen Belastungen als auch die jeweiligen Lebensumstände berücksichtigen. Dadurch lassen sich hitzebedingte Sterbefälle und Erkrankungen reduzieren, was zugleich das Gesundheitssystem entlastet.“
Dr. Franziska Matthies-Wiesler, Wissenschaftlerin am Institut für Epidemiologie bei Helmholtz Munich und am Centre for Planetary Health Policy (CPHC)